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Bereits zu Napoleons Zeit gebacken

LINGENFELD: Geschichte - Bäckerei Rembor schon in der sechsten Generation unter gleichem Namen
von ALFONS HEIL

Bei einer Aufzählung von Lingenfelder Handwerkerfamilien aus dem Jahr 1776 waren zwei als 'halbes Bäckerhandwerk' aufgeführte Bäckereien. Wegen der auf dem Dorf geringen Nachfrage an Bäckerwaren konnte damals kaum ein Bäcker von seinem Geschäft allein eine Familie ernähren. Aus diesem Grund verkauften Bäcker noch zusätzlich Krämerwaren, waren Landwirt oder betrieben eine Gastwirtschaft. Brot kaufte nur, wer selbst kein Getreide erzeugen konnte. Die meisten Bauernhäuser besaßen einen gemauerten Backofen, wo das eigene Brot auch gebacken wurde. Das änderte sich ab Mitte des 19ten Jahrhunderts. Die Backöfen kamen als gefährliche Brandstifter immer mehr außer Mode. Man brachte den vorbereiteten Brotteig einem Bäcker zum backen oder überließ ihm das notwendige Mehl und er lieferte dafür Brot gegen einen Backaufschlag. Das Geschäft mit Brötchen, Zuckergebäck oder Brezeln war damals eher gering.

Aus dieser Zeit ist die von Johannes Rembor 1818 gegründete 'Bäckerei Rembor', heute in der 6.Generation immer noch unter dem gleichen Namen, die älteste Bäckerei in Lingenfeld. Der Gründer Johannes, geboren 1790, Sohn von Christian Rembor, Ackerer (Bauer), in der Kautzengasse, kam in einer Zeit, als die Pfalz französisch war und Napoleon den Höhepunkt seiner Macht anstrebte, als erster in der Familie zum Bäckerberuf. Der strebsame und zielbewusste junge Mann erwarb im Jahre 1818 als 27jähriger das heute noch zum Teil im Familienbesitz vorhandene Anwesen Ecke Kirchstrasse - Hauptstrasse mit der seit 1816 betriebenen Gastwirtschaft 'Zum Lamm'.
Für seine Brotbäckerei richtete sich damals der jung Bäcker im Keller unter der Gastwirtschaft seine Backstube mit Backofen ein. Im selben Anwesen betrieb Rembor die besonders gern von Durchreisenden, von Soldaten und Offizieren der Garnison Germersheim besuchten Gastwirtschaft 'Zum Lamm', später auch mit Tanzsaal. 1846 verstarb der Gründer.

Sohn Johannes II. übernahm in der 2. Generation das Erbe des Vaters. In der 3. Generation veränderte der Bäckermeister Michael Rembor 1884 das Anwesen zu dem heutigen Aussehen mit dem damals größten Tanzsaal im Dorf.

Friedrich, Anwärter der 4.Generation, verschlugen die Wanderjahre nach der Bäckerlehre in die Schweiz. Von dort brachte er die Herstellung von sogenannten 'Amerikanern' mit Zuckerglasur mit nach Lingenfeld. Er selbst nannte sein Produkt 'Kaffeeküchle'.
Bekannt und beliebt waren auch die nur am Samstag aus Weizenmehl gebackenen 'Kümmelsparren', ein verkrustetes Weißbrot mit viel Kümmel. Für einen Bäcker damals eher etwas ungewöhnlich waren seine Kenntnisse im Klavierspielen, mit denen er abends in der eigenen Wirtschaft seine Gäste unterhielt.

In seiner Zeit wurde auch der alte, seit Generationen benutzte Holzbackofen im Keller durch einen Dampfbackofen in der neuen Backstube ersetzt. Der im Anwesen Rembor vorhandene Tanzsaal, der zeitweise auch Zigarrenfabrik war, wurde ab 1935 das erste Filmtheater 'Alhambra' in Lingenfeld. Kino und der Platz davor waren bis Anfang der 60er Jahre des verganenen Jahrhunderts als 'Lingenfelder Börse' ein beliebter Treffpunkt der einheimischen und auswärtigen Jugend.

Bäckermeister Bruno Rembor, der den Familienbetrieb in der 5ten Generation fortführte, musste Anfang des letzten Krieges zur Wehrmacht. Zum ersten Mal in der langen Familiengeschichte war der Backbetrieb wegen der Kriegsereignisse für einige Jahre unterbrochen.
Mit der als Kopfgeld bei der Währungsreform 1948 ausbezahlten neuen DM wurde der veraltete Verkaufsraum renoviert und die traditionsreiche Brot- und Kuchenbäckerei im Spätjahr 1948 von dem inzwischen aus der Kriegsgefangenschaft heimgekehrten Bäckermeister wieder eröffnet.

Heute ist die mit modernster Einrichtung ausgestattete 'Bäckerei Rembor' an der Germersheimer Strasse in der 6. Generation im Besitz der Familie des Bäcker- und Konditormeisters Bernd Rembor. Sohn Christian, der zur Zeit eine Lehre als Bäcker und Konditor in einem fremden Lehrbetrieb absolviert, hat sich bereits während der Ausbildung eine im Bäckerhandwerk hohe Auszeichnung erworben. Das verspricht die erfolgsversprechende Fortführung der 'Traditionsbäckerei Rembor' in der 7. Generation auch im 2ten Jahrtausend.